Tolle Argumente für eine 3. Startbahn
Am 17. Juni wird in München ein Bürgerentscheid stattfinden, in dem die Bürger über den Bau einer dritten Start- und Landebahn am Münchener Flughafen entscheiden sollen. Es gibt eine Vielzahl starker Argumente gegen diesen Ausbau, der wirtschaftlich sinnlos ist und für das Umland noch mehr Belastung bedeutet. Es gibt hin und wieder sogar diskutable Argumente für einen Ausbau, zum Beispiel die Kapazitätsengpässe, die zu wenigen Tageszeiten auftreten können bei nur zwei Bahnen. (Diskutiert aber jemand einen viergleisigen Ausbau der Bahnstrecke München–Landshut, weil am Morgen und am Abend Züge überfüllt sind und nicht mehr Züge auf der Strecke fahren können?)
Die besten Argumente gegen den Bau einer dritten Startbahn sind aber sicher die Argumente, die der Flughafen München unter seiner Propaganda-Seite „ja-zur-3.de“ veröffentlicht hat – eigentlich natürlich Pro-Argumente, die aber die Lächerlichkeit des Vorhabens schön darstellen:
1. Ja zu Münchens Tor zur Welt
Unser Flughafen ist Münchens Tor zur Welt. Vielfach ausgezeichnet als bester Airport Europas, heute aber an seiner Leistungsgrenze angekommen. Die 3. Startbahn eröffnet Perspektiven für neue Ziele und mehr Verbindungen. So bleibt München auch künftig optimal mit der Welt verbunden.
Das perfideste, was die Werbeagentur der FMG zu bieten hat, ist anscheinend die offensichtliche Verwechslung des Flughafens in seiner Gesamtheit und des Baus der dritten Startbahn: Auch ohne dritte Startbahn bleibt München „optimal mit der Welt verbunden“. Optimale Verbindungen für die Menschen sind nämlich in der Zukunft die Bahn als klimafreundliches Reisemittel und das Internet als Kommunikations- und Daten„verbindung“.
2. Ja zu internationaler Begegnung
München ist weltoffen. Gäste aus allen Kontinenten prägen das Gesicht unserer Stadt und tragen bei uns zu Konjunktur und Beschäftigung bei. Mit der 3. Startbahn bleibt München ein Magnet für Touristen. Davon profitieren nicht nur die Beschäftigten in Hotels, Gaststätten, Einzelhandel und Messewesen, sondern letztlich alle Münchner.
Klar: Ohne dritte Startbahn ist München nicht mehr weltoffen. Es kommen sicher keine Touristen mehr nach München, wenn wir bei zwei Startbahnen bleiben. Achja, übrigens will sowieso nur etwas über die Hälfte der Menschen wirklich nach München, der Rest will nur Lärm verursachen umsteigen in München.
3. Ja zu neuen Chancen und mehr Wirtschaftskraft
München lebt vom Export. Je mehr Länder wir direkt erreichen, umso besser verkaufen wir unsere Produkte und Dienstleistungen. Mit der 3. Startbahn erschließen wir neue Wachstumsmärkte und beflügeln die heimische Wirtschaft. 1,2 Milliarden Euro zahlt die Flughafengesellschaft für dieses Konjunktur- und Beschäftigungsprogramm, der Steuerzahler zahlt keinen Cent.
Mal abgesehen von der Frage, wie die FMG Dienstleistungen mit dem Flugzeug transportieren will – die dritte Startbahn wird höchstens dazu führen, dass neue Arbeitsplätze entstehen, nur leider hat das Flughafenumfeld quasi keine Arbeitslosen. Zuzug in die umliegenden Gemeinden wiederum verursacht Kosten für z. B. Infrastruktur, die z. B. Freising aus den 0 % Gewerbesteuern, die der Flughafen an die Stadt zahlt, finanzieren darf. Achja, und: „der Steuerzahler zahlt keinen Cent.“ Stimmt vielleicht sogar, bloß: Der Flughafen schuldet dem Steuerzahler im Moment noch 644 Millionen Euro, die könnte er auch mal zurückzahlen!
4. Ja zu krisenfesten Arbeitsplätzen
Unser Flughafen ist ein kraftvoller Jobmotor für München, der krisensichere Arbeitsplätze schafft, die nicht verlagert werden können. Schon jetzt bietet der Airport rund 6.000 Münchnern Arbeit. Mit dem Ausbau entstehen allein am Flughafen 11.000 neue Arbeitsplätze – in allen Bereichen und für alle Qualifikationen.
Arbeitsplätze, für wen? Siehe unter 3.
5. Ja zu sozialer Sicherheit
Der Flughafen sorgt für eine prosperierende Wirtschaft in München und sichert damit ein erhöhtes Steueraufkommen für unsere Stadt. Diese finanziellen Mittel ermöglichen wichtige Investitionen in soziale Bereiche, in Kinderbetreuung und in die Infrastruktur. Das kommt allen Münchnerinnen und Münchnern zu gute.
Da kann man durchaus zustimmen – könnte man ja auch nur dann als Argument bezeichnen, wenn es um die Schließung des Flughafens gehen würde. Aber die prosperierende Wirtschaft haben wir sicher in der gleichen Form auch ohne dritte Startbahn, deswegen hat man das bei dem Punkt wahrscheinlich gleich weggelassen.
6. Ja zum reibungslosen Verkehr
In den Hauptverkehrszeiten ist der Flughafen längst am Limit. Schon kleine Störungen durch Schnee oder Nebel führen zu Ausfällen und Verzögerungen. Die 3. Startbahn schafft neue Kapazitäten – das heißt weniger Staus und Warteschleifen. Wir sparen uns wertvolle Zeit und schonen unsere Umwelt.
Wie wärs damit: Wir schonen unsere Umwelt einfach dadurch, dass wir größere Flugzeuge einsetzen und mehr Verkehr aus der Luft auf die Bahn verlagern? Das wäre noch toller für die Umwelt und man könnte sich für die Startbahn den ganzen Beton über dem Vogelschutzgebiet sparen.
7. Ja zum leistungsstarken Drehkreuz
Immer mehr Umsteiger nutzen München als effizientes Luftverkehrsdrehkreuz – und ermöglichen so die vielen Langstreckenflüge, von denen wir Münchner profitieren. Mit der 3. Startbahn kommen wir ohne Umwege zu neuen Zielen in aller Welt.
Das Drehkreuz funktioniert ja anscheinend auch mit zwei Startbahnen. Und wer will unbedingt die dritte? Die Lufthansa – und die hat so ein rasantes Wachstum, dass sie in den nächsten Jahren über 3000 Mitarbeiter entlassen wird. Nein, liebe FMG, für Langstreckenflüge braucht niemand eine dritte Startbahn.
8. Ja zu einer Weltstadt mit Zukunft
München ist die attraktivste und erfolgreichste Großstadt Deutschlands, darauf können wir stolz sein. Die Weltstadt mit Herz braucht einen Flughafen mit Perspektive um ihre Spitzenstellung auch langfristig behaupten zu können. Der Flughafenausbau ist die Startbahn in eine erfolgreiche Zukunft – für uns, unsere Kinder und Enkel.