Von Schrobenhausen nach Baltimore
23|09|2024
Schon öfter habe ich hier über das Parlamentarische Patenschaftsprogramm berichtet. Das Programm wird gemeinsam von Bundestag und Kongress getragen und ermöglicht Schüler:innen und jungen Berufstätigen ein Jahr in den USA zu verbringen 🇺🇸. Eine Besonderheit des Programms ist, dass Bundestagsabgeordnete Patenschaften für Stipendiat:innen übernehmen. 2023/24 habe ich Patenschaft für den 23-jährigen Josef Hanke aus Schrobenhausen übernommen.
Mittlerweile ist Josef aus den USA zurückgekehrt. Wie sein Jahr in den Vereinigten Staaten verlaufen ist, hat er für alle Interessierten in einem Artikel zusammengefasst. Ich freue mich, dass er so viele wertvolle Erfahrungen sammeln konnte und eine tolle Zeit hatte – er sagt sogar, das war das „beste Jahr meines Lebens“! Hier ist sein Bericht:
Als Herr Mehltretter mich im Februar 2023 als Teilnehmer des Parlamentarischen Patenschaftsprogramms für den Wahlkreis Freising ausgewählt hat, war die Vorfreude riesig! Mit jedem Tag vor dem Abflug stieg die Aufregung und als ich dann im August in Baltimore im Bundesstaat Maryland saß, war ich überglücklich und erleichtert. Ein Jahr hier leben hörte sich ziemlich gut an, denn ich fühlte mich sofort pudelwohl.
Nun, ein Jahr später wieder in Deutschland, fühlt es sich so an als wäre ich nur ein paar Tage weg gewesen. Es war ein Jahr voller Höhen und Herausforderungen, aber keinen Tiefen! Gleich zu Beginn musste ich viele Herausforderungen überstehen: ein neues Leben aufbauen, die Social Security Nummer beantragen (Personalausweis), ein Bankkonto eröffnen, ein Auto kaufen. Das alles sollte man so schnell wie möglich erledigen, damit man genug Zeit hat die neue Heimat zu erkunden.
Ende August startete dann das College, an dem ich drei Kurse meiner Wahl für ein Semester besuchen durfte. Für amerikanische Verhältnisse war ich auf einem „kleinen“ College. Trotzdem war es größer als jede andere Einrichtung, die ich davor in Deutschland gesehen habe.
Ein weitere kultureller Unterschied sind die Feiertage und wie sie gefeiert werden. Beispiele sind der Martin Luther King Day, der Labor Day (vergleichbar mit dem Deutschen 01.05.) oder der Memorial Day. Mein Lieblingsfeiertag war aber Thanksgiving. Ein Tag, den man mit der Familie verbringt, den ganzen Tag isst und sich Paraden und Football ansieht. Traditionell wird hier ein Truthahn zubereitet. Feiertage wie dieser waren für mich sehr wichtig, um die Unterschiede zu sehen und dass ich neue nette Menschen kennenlernen durfte, die ich nach diesem Jahr Freunde oder vielleicht sogar Familie nennen darf.
Zum Jahreswechsel ging es nach Washington DC zu einem Zwischenseminar mit all den anderen Teilnehmern des Programms (insgesamt 75). Dort durften wir uns mit US-Abgeordneten im Kapitol treffen und die Deutsche Botschaft besuchen.
Wieder zurück in Baltimore startete für mich die Arbeitsphase. Ich arbeitete bei der Restaurantkette Chick-fil-A in der Marketing- und Catering-Abteilung. Hier durfte ich erneut viele nette Menschen kennenlernen und konnte neue Freundschaften schließen. Das Interesse an mir und Deutschland von meinen Kollegen oder Kunden war immer sehr groß und ich durfte immer viele Fragen zu meinen Erfahrungen beantworten.
Allgemein habe ich sehr viele tolle Dinge erlebt, die ich hier gar nicht wiedergeben kann. Am meisten bin ich dankbar für die Freundschaften, die ich schließen konnte - über die Arbeit oder einfach beim Fußballspielen in der Freizeit. Ich hoffe, dass ich diese Beziehungen auch in Zukunft halten kann, viele haben ihren Besuch in Deutschland bereits angekündigt.
Als Abschluss des Jahres durften wir noch drei Wochen reisen. Hier war ich mit sechs anderen Teilnehmern im Westen unterwegs. Wir sind mit einem Wohnwagen durch Utah, Arizona, Nevada und Kalifornien gefahren. Die USA hat neben großen Städten auch noch ganz viel schöne Natur zu bieten!
Inzwischen bin ich wieder gut einen Monat daheim und man gewöhnt sich langsam wieder an das Leben in Deutschland. Der Abschiedsschmerz in Baltimore war groß. So richtig gehen wollte ich nicht, aber für immer bleiben ist auch keine Option. Ich bin unfassbar dankbar für die Zeit, die Menschen und die Erfahrungen, die ich machen durfte. Ich freue mich schon darauf zurückzugehen und all die Menschen wieder zu besuchen. Kurz und knapp: das beste Jahr meines Lebens.