Schulalltag in einer amerikanischen Highschool

25|06|2023

Mein Schulalltag:

Wie ihr wahrscheinlich wisst, ist das amerikanische Schulsystem sehr unterschiedlich zu dem, was wir Deutschen kennen. Zum einen gibt es nur Gesamtschulen, man sammelt sogenannte „Credits“ in der Highschool, von welchen man eine bestimmte Anzahl braucht, um seinen Abschluss machen zu können und dann gibt es da noch Dinge, wie Prom und Football, die man aus typischen amerikanischen Filmen so kennt.

In amerikanischen Highschools haben die Schüler von der neunten Klasse an die Möglichkeit, sich einige ihrer Fächer selbst auszuwählen. Je nachdem, wie groß die Schule ist, kann es einige wenige dieser „Electives“ (Wahlpflichtfächer) geben, oder eine riesige Auswahl an Optionen. An meiner Highschool konnte man Fächer wie Chor, Orchester, Kochen, Sport, Spanisch und viele andere Fächer wählen. Ein Wahlfach, das es nur für die „Upperclassmen“ (11. und 12.-Klässler) gibt ist „study hall“. „Study hall“ ist nichts anderes als eine Freistunde in der man zwar in der Schule bleiben muss, aber die Möglichkeit hat zu lernen, Hausaufgaben zu machen, sich mit Freunden zu unterhalten oder einfach ein kurzes Nickerchen zu machen.

Dadurch, dass ich von meiner Austauschorganisation nur drei Pflichtfächer vorgegeben hatte, ich aber sieben Fächer jedes Quartal belegen konnte, hatte ich sehr viele Möglichkeiten mich durchzuprobieren. Meine Pflichtfächer waren Englisch, amerikanische Geschichte und Politik. Englisch hatte ich das ganze Jahr über, Geschichte im ersten Halbjahr und Politik dann im zweiten. Einige der Fächer, die ich zusätzlich belegt habe, waren Spanisch (ganzjährig), Mathe (ganzjährig), Sport bzw. Gewichtheben (halbjährlich) und Innenarchitektur (ein Quartallang). Eine Sache, die ich sehr am amerikanischen Schulsystem geschätzt habe, ist die Möglichkeit verschiedene Schwierigkeitsgrade für Mathe und Englisch auszuwählen. Dadurch können Schüler in ihrer eigenen Geschwindigkeit lernen und die Schule kann dafür sorgen, dass weniger Schüler Kurse wiederholen müssen (in amerikanischen Schulen muss man nicht das komplette Schuljahr, sondern nur die Klasse, in der man ungenügende Noten bekommen hat, wiederholen).

Andere große Unterschiede sind beispielsweise die Länge der Schultage und Schulstunden (eine Schulstunde ist 51 Minuten lang und jeder Schultag geht von 8 bis 15 Uhr) und der Fakt, dass nicht die Lehrer von Klassenzimmerzu Klassenzimmer gehen, sondern dass Lehrer festgelegte Klassenzimmer haben und die Schüler von Raum zu Raum wechseln.Außerdem ist man nicht den ganzen Tag mit den gleichen Leuten unterwegs, sondern hat unterschiedliche Mitschüler, teilweise aus anderen Jahrgängen, in jedem Fach.

Allerdings hat man jeden Tag ein Fach, das sich „Advisory“ nennt, welches 20 Minuten lang ist, in welchem man eine Klassenleitung hat, an die man sich mit jeglichen Problemen wenden kann und welche einen über schulinterne Ereignisse und organisatorisches informiert.

Jeden Montag um 8 Uhr wurde die „Pledge of Allegiance“ über die Lautsprecher durchgesagt, was für einen Austauschschüler eine wirklich unangenehme Situation ist, genauso wie, wenn die amerikanische Nationalhymne vor Sportveranstaltungen gespielt wird.

Die Liste an Unterschieden zwischen den zwei Schulsystemen könnte noch ewig weitergehen, aber was mich am meisten schockiert hat, war die Kleidung meiner Mitschüler.Von Jogginghosen und Leggings bis hin zu Schlafanzügen hab ich hier wirklich ALLES gesehen und es ist komplett normal hier.Manche meiner Mitschüler hier habe ich nicht ein einziges Mal in Jeans gesehen.Ich persönlich bin meinen Jeans treu geblieben, allerdings habe ich hin und wieder zu meinen Leggings gegriffen, was mir in Deutschland nicht im Traum eingefallen wäre.

Im Großen und Ganzen gibt es fast keine Ähnlichkeiten zwischen dem deutschen und dem amerikanischsten Schulsystem und ich bin froh, die Möglichkeit gehabt zu haben, beide kennenzulernen.

Einstellung zu Deutschland und USA nach dem Auslandsjahr:

Nach diesem kulturellen Austausch hat sich meine Meinung zu Deutschland und auch zu den USA um einiges verändert. Ich habe gemerkt, dass mir das amerikanische Schulsystem, auch wenn es sehr viel entspannter und spaßiger war, nicht allzu viel beigebracht hat. Ich habe gelernt, es zu schätzen, dass Deutschland so strenge Waffengesetze hat und wir daher nicht mit Dingen wie „Lockdown-Übungen“ im Falles eines Amokläufers in der Schule, zurechtkommen müssen. Ich habe gemerkt, wie sehr ich öffentliche Verkehrsmittel vermisse und ebenso Dinge wie Schulsport, Foootball-Spiele und „school spirit“ vermissen werde. Ich freue mich schon darauf endlich wieder mein eigenes Zimmer zu haben, auf das Essen meiner Mama und auf Brot (ich schätze alle Austauschschüler können mir zustimmen, dass Deutschland in Sachen Brot definitiv die Nase vorn hat).

Fazit zu meinem Auslandsjahr und meinen Erfahrungen:

10 Monate USA. 10 Monate voller Erfahrungen. Mein Auslandsjahr war größtenteils eine Achterbahn der Gefühle. Ich habe gelacht, geweint, bin gereist, hatte mit Heimweh zu kämpfen und habe hunderte Menschen kennengelernt. In den letzten 10 Monaten habe ich eine Menge dazu gelernt. Wie man mit Geld umgeht, wie ich meine Probleme allein bewältigen kann, wie man tolerant mit anderen Kulturen umgeht und wie man sich in einer anderen Kultur einlebt, ohne seine Wurzeln zu vergessen. Im Großen und Ganzen war meine Zeit hier eine der härtesten, interessantesten, lehrreichsten und schönsten Zeiten in meinem Leben und es war eine unbeschreibliche und einmalige Möglichkeit.

Ähnliche Meldungen