Elas Blog Reise Edition:
Von Minneapolis nach Washington D.C. und zurück
03|04|2023
Viele Austauschschüler haben die Möglichkeit durch ihre Gastfamilie viele verschiedene Teile der Vereinigten Staaten zu sehen, da viele amerikanische Familien kein Problem damit haben, mehrere Stunden am Stück im Auto zu sitzen und quer durch das ganze Land zu fahren. Dies wurde mir ziemlich schnell bewusst, als mir meine Gastmutter schon vor meiner Ankunft erzählte, dass sie einen Familientrip nach Florida im Oktober geplant hätten. Von meinem derzeitigen Wohnort in Minnesota sind das circa 26 Stunden Autofahrt oder fast 3000 km bis auf die komplett andere Seite des Landes. Trotz des langen Weges habe ich mich riesig auf den Trip gefreut, der dann leider in der letzten Minute abgesagt werden musste, weil unsere geplante Unterkunft von Hurricane Ian (September 2022) zu stark mitgenommen worden war. Also blieb uns nichts anderes übrig als den Trip abzusagen und abzuwarten, ob sich im Laufe des Jahres noch einmal die Gelegenheit zu einem spontanen Roadtrip ergibt. Leider hat sich in der Zwischenzeit keine Möglichkeit auf irgendwelche Familienurlaube ergeben, aber glücklicherweise habe ich doch ein paar Wege gefunden, ein bisschen mehr von diesem vielseitigen Land zu entdecken.
Minneapolis
Im Oktober ging es für mich ein Wochenende lang in die Hauptstadt des Bundesstaats Minnesota, nach Minneapolis. Für einer Gruppe von Austauschschülern aus der ganzen Welt, die alle in Minnesota platziert worden sind, hieß es also: ab in die Hauptstadt! Die Hinfahrt dauerte nicht allzu lang und auf dem Weg dorthin haben wir noch einige andere Austauschschüler abgeholt und sind dann weiter zu einem Hotel in Minneapolis gefahren. Dort angekommen traf ich überraschenderweise eine andere Austauschschülerin, die ich schon von meinem Vorbereitungsseminar aus Berlin kannte und natürlich haben wir uns beide riesig über den Zufall gefreut. Wie es der Zufall so wollte sind wir schlussendlich auch auf dem gleichen Zimmer gelandet (mit 5 anderen wildfremden Mädchen; jede von uns musste sich mit einem anderen Mädchen ein Doppelbett teilen, was eine sehr unangenehme Situation ist, wenn man sich gerade einmal seit ein paar Stunden kennt). Am selben Abend unserer Ankunft haben wir dann eine kleine Pizza Party veranstaltet, einige Gemeinschaftsspiele gespielt und sind dann noch zum State Capitol (“Rathaus” eines Staates, in dem wichtige Gespräche stattfinden und in welchem die Büros der Politiker des Staates platziert sind) von Minnesota gefahren. Bevor wir dann schlussendlich auf unsere Zimmer mussten, hatten wir noch eine kurze Besprechung der Aktivitäten des nächsten Tages. Für den Großteil des Tages sollte es für uns in die sogenannte Mall of America gehen, welches das größte Einkaufszentrum in den Vereinigten Staaten ist. In der Besprechung wurden wir ausführlichst darüber aufgeklärt, wie wir uns dort zu verhalten haben, da es dort gehäuft zu Verbrechen kommt. Nachdem wir alle von den Geschichten über die Mall of America verschreckt waren, ging es für uns dann endlich ins Bett. Am nächsten Morgen ging es früh los, weil wir nicht in einem komplett überfüllten Einkaufszentrum shoppen gehen wollten. Nach mehreren Stunden Shopping sind wir dann noch zusammen in einem, im Forrest Gump Motto dekorierten, Restaurant Essen gegangen und sind danach zurück in unser Hotel gefahren. Den Rest des Tages hatten wir keinerlei Programm und hatten Zeit, uns über unsere Erfahrungen während des Auslandsjahrs auszutauschen und einander besser kennenzulernen. Am nächsten Morgen hieß es dann leider schon Abschiednehmen und auch wenn ich froh war, endlich wieder in meinem eigenen Bett schlafen zu können, war der Abschied sehr traurig.
Washington D.C.
Ein paar Monate später, genauer gesagt im Dezember, ging es für mich dann zur sogenannten civic education week, welche Teil des CBYX Programms ist und für jeden Stipendiaten verpflichtend ist. Dafür ging es für mich dann erst einmal ziemlich früh (gegen 5 Uhr morgens) zum Flughafen, wo ich dann mehrere Stunden warten musste, weil mein Flug zeitlich nach hinten verschoben wurde wovon ich nichts wusste und dann schlussendlich auch meinen Anschlussflug umbuchen musste, aber zum Glück habe ich beim Warten eine andere Stipendiatin getroffen und musste dann doch nicht mehr allein warten. Nach zwei Flügen und einer kurzen Fahrt im Shuttle Bus sind wir dann endlich im Hotel in Washington D.C. angekommen und ich habe erst einmal alle Stipendiaten, die ich schon aus Deutschland kannte, begrüßt. Kurz darauf ging es dann auch schon mit unserem Programm los. Am ersten Abend stand erst einmal Abendessen an, danach wurden uns die generellen Regeln der Woche erklärt und daraufhin ging es mit unserem ersten Projekt los, in welchem wir uns ein eigenes Grassroot Project und dessen bestmögliche Umsetzung ausdenken sollten. Nach unserem ersten Projekt gab es noch ein paar Gruppenaktivitäten und dann ging es auch schon auf unsere Zimmer. Meine Zimmernachbarin und ich kannten einander noch nicht, aber nach den ersten paar Minuten wusste ich sofort, dass wir auf derselben Wellenlänge sind und sie ist bis heute eine der Stipendiaten, mit denen ich am meisten in Kontakt bin. Die nächsten Tage bestanden aus unzähligen Aktivitäten, wie Museen, Gedenkstätten und Meetings mit wichtigen Politikern aus dem Staat, in welchem du platziert wurdest. Auch wenn das Programm extrem anstrengend und vollgepackt war, hatten wir ein wenig Freizeit und haben uns an einem der Abende das Musical “Wicked” live angesehen und an einem anderen Abend die Weihnachtsbaum Ausstellung vor dem Weißen Haus angeschaut. Im Großen und Ganzen kann ich mich nicht einmal mehr an all die verschiedenen Aktivitäten erinnern, weil wir jeden Tag von einem Event zum Nächsten gehetzt sind, aber egal wie anstrengend die Woche war, ich hatte extrem viel Spaß, habe viele neue Freundschaften geschlossen und eine Menge Neues gelernt. Der Abschied am Ende der Woche war unfassbar traurig und es sind so einige Tränen gekullert, aber zum Glück gibt es im heutigen Zeitalter von FaceTime, Snapchat und Co. mehr als genug Möglichkeiten in Kontakt zu bleiben, egal wie weit man voneinander entfernt lebt.